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Montag, 27. April 2015

Tradition: Papierrosen

Hier in unserer Gegend ist es üblich, zu bestimmten Anlässen die Tür mit einem Kranz mit Papierrosen zu schmücken. Normalerweise zur Hochzeit, zu Hochzeitsjubiläen wie Silber- oder Goldhochzeit und zur Konfirmation oder Kommunion. Die Nachbarn übernehmen die Aufgabe, in Absprache mit dem Jubelpaar oder der Familie des Kommunionskindes oder Konfirmanden den Kranz fertigzustellen und an einem verabredeten Tag dorthin zu transportieren und anzubringen. Es braucht mehrere Treffen und etwas Organisation, ist aber auch ein nachbarschaftliches Event. Die betreffende Familie selbst hilft dabei natürlich nicht mit. 


Hier bei uns kümmern sich die Männer um ein Gerüst für die Tür, messen also aus, bauen das Gerüst und besorgen auch das Tannengrün. Die Frauen treffen sich an mehreren Abenden, um die Papierrosen herzustellen. Auch binden sie das Tannengrün zu einer Girlande, die dann an dem Holzgerüst angebracht wird. Zum Schluss werden die Papierrosen mit Draht hineingesteckt. Beide Gruppen nutzen die Gelegenheit zum geselligen Austausch und das eine oder andere Glas wird sicherlich auch geleert...

Hier fange ich an die Rosen festzustecken.
Am Tag, an dem alles aufgestellt wird, hält die Familie, in der das Fest stattfindet, einen Snack wie z.B. Brötchen und Getränke für die Nachbarn bereit, die sich ja die ganze Mühe für sie machen.

Das ist ein schöner Brauch und in unserer kleinen Straße, in der ja nur fünf Häuser stehen, gab es nun zum ersten mal die Gelegenheit, an dieser Tradition teilzunehmen bzw. für unsere kleine Nachbarschaft anlässlich einer Kommunion zum ersten Mal das Kranzbinden zu organisieren. Jede von uns hatte schon vorher beim Kranzbinden geholfen, aber in unserer kleinen Gesellschaft haben wir uns jetzt zum ersten Mal zusammengefunden. Da mussten erstmal unsere bisherigen Erfahrungen in einen Topf geworfen und eine gemeinsame Lösung gefunden werden. Jede Straßengemeinschaft hat da so ihre eigenen Kniffe ...
Hier steht der Kranz fix und fertig hinter dem Haus einer Nachbarin.

Und hier vor dem Haus der feiernden Familie. Er wurde mit Dübeln und Draht an der Hauswand befestigt. 


Der Kranz hängt übrigens immer noch und hat auch mehrere heftige Regengüsse ohne sichtbare Folgen überlebt.

So, jetzt aber zur Anleitung. Erstmal die Bilder:

Material:
- Seidenpapier 
    bei uns sind üblicherweise einzelne Bögen im Bastelladen erhältlich 
    oder wie hier gezeigt 10 Bögen abgepackt, jeder misst 50 x 70 cm.  
- scharfes großes Messer
- Stricknadel
- feiner Draht

Anleitung:
1. Die Seidenpapierbögen werden zweimal der Länge nach halbiert, so dass man aus jedem Bogen vier lange Rechtecke (nach Adam Riese müssten die ja dann 12,5 x 70 cm messen) erhält. Auf ein paar Millimeter hin oder her kommt es nicht an. Die Bögen einfach hälftig falten und in der Falz mit dem Messer teilen. Besser nicht mehr als 5 Bögen auf einmal schneiden, sonst franst es aus!

2. Einzelnen Papierstreifen mit der etwas glatteren/glänzenderen Seite nach unten (im Zweifelsfalle sieht man das später aber auch nicht, falls man sich in der Richtung vertut) auf den Tisch legen und entlang einer der langen Seiten etwa 2 cm umknicken (auch hier: Augenmaß!)

3. Papier mit der entstandenen Falz über eine Stricknadel legen und zusammenschieben, so dass es knittert und ein "Röckchen" entsteht. Noch einmal feste drücken, wenn das ganze Papier auf der Nadel ist, dann herunternehmen.

4. Papierstreifen vorsichtig wieder auseinanderziehen (aber nicht ganz glatt!), dabei schon einmal vorsichtig etwas abrunden. 

5. Papierstreifen so um sich selbst wickeln, dass der geknickte  Streifen (=die etwa 2 cm aus Schritt 2) nach innen zeigt. Der über der Stricknadel gekräuselte "Tunnel" bildet den oberen Rand der Rose.

6. Zum Schluss den unteren Teil der Rose etwas zusammendrücken und den "Stiel" mit etwas Draht umwickeln, der dann auch später zum befestigen der Rose im Tannengrün verwendet wird. Mit etwas Übung gelingen die Rosen immer besser. Für den gezeigten Kranz haben wir etwa 220 Rosen verwendet, die wir in 3er Gruppen befestigt haben.

Und wer aus der Anleitung so nicht ganz schlau wird, kann mir jetzt auch noch beim Rosenmachen über die Schulter schauen:




Ich weiß gar nicht, wo es diese Tradition mit den Türkränzen noch gibt. In verschiedenen anderen Regionen Deutschlands, in denen ich schon gewohnt habe, gab es das meines Wissen nicht. Wie sieht es bei euch aus??? Vielleicht gibt es bei euch ja auch andere Traditionen zu solchen Festen?

1 Kommentar:

  1. Oh ja, Türkränze gibt es bei uns in Norddeutschland auch. Ich kenne das auch als Brauch in der Nachbarschaft, vor allem für Hochzeiten und Ehejubiläen, aber auch für den Schützenkönig vom Schützenfest.
    Der Kranz wird mit Tannengrün gebunden und mit Blumen geschmückt, die wir aus Servietten falten.
    Zu Hochzeiten werden auch Schleifen etc. daran gehängt, zur Hölzernen Hochzeit hölzerne Sachen und Sägespäne-locken usw.
    Wenn die Hausbesitzer überrascht werden sollen, wird es bei den Nachbarn gemacht, zum Schützenfest oder wenn z.B. die Kinder der Besitzer heiraten, richten die Eltern das Ganze aus.
    Je nach Typ und Gegend wird dabei mehr oder weniger getrunken...gerade Männer nutzen das Tannenholen schon manchmal sehr aus, das ist nicht so meine Welt gewesen.
    Das Kranzbinden ist meist sehr nett und gesellig, manchmal grillen die Gastgeber nebenbei usw.
    LG von der Nordsee, M.

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